Ferien, Fische und Fossilien
Eine Schlechtwetter-Beschäftigungsmöglichkeiten ist immer der Museumsbesuch. Dafür bietet die Insel einige Möglichkeiten. Das NaturBornholm zum Beispiel.
Mit Steinen hat man es hier. Die ganze Insel ist einer, mit steinigen Klippen, alle schon steinalt und üppig wachsendem Steinobst. Grund genug diesen und allen anderen Naturerscheinungen hier ein Museum zu widmen. So geschehen im Jahr 2000. Am Südende der Stadt Åkirkeby, nur einen Steinwurf(!) entfernt von unserer geschätzten Kita.
Inmitten einer Kuhweide gleich neben dem geschotterten Parkplatz ragt ein riesiger Kubus aus der Wiese. Eingehüllt wird das Gebäude von einer Fassade aus steingefüllten Drahtkörben. Und schon von weitem erkennt man den unweigerlichen Dinosaurier im angrenzenden Museumsgarten. Damit ist auch ein weiterer Schwerpunkt des Museums offenbart.
Dinos sind ja immer eine sicher Angelegenheit wenn es darum geht, vor allem Kinder zu faszinieren. Bornholm ist da keine Ausnahme und so kann man sich hier darüber informieren, welche prähistorischen Lebewesen hier schon aktiv waren. Diese sollen Bornholm noch auf dem Landweg erreicht haben, als jener noch von Rügen aus existierte. Lebensgroße Vertreter aus Kunststoff haben
Von da ist es nicht weit zu den aktuellen Lebewesen (Tiere und Pflanzen) jeder Größe. Angefangen von den sehr präsenten Baumflechten, über Frösche und Schlangen bis hin zu der Bison-Herde, die vor einigen Jahren hier angesiedelt wurde. Bei einer Insel darf die Wasserwelt natürlich nicht fehlen. Deswegen gibt es auch noch ein großes Aquarium und ein paar Exponate zu Robben und Walen.
Subtropisches Bornholm
Außerdem gibt es noch einen Bereich in dem tatsächlich – echte – Schildkröten und Krokodile, pardon Kaimane zu sehen sind. Diese repräsentieren natürlich nicht die aktuelle Tierwelt sondern schaffen eine inhaltliche Verbindung zur Entwicklungsgeschichte Bornholms, als die Insel noch subtropisch war – also vor der Kontinentalverschiebung in den letzten 500 Milliarden Jahren.
Diese Zeitreise seit der Erdentstehung kann man auch in einem kleinen Kino auf dänisch, deutsch, englisch und polnisch erleben und dann noch einmal in der Ausstellung nachvollziehen. Vulkane, Sandstürme und Gletscher – alles schon mal dagewesen. Also hier auf der Insel…
Die wenigsten wissen aber vermutlich, dass es auch Bornholmer Diamanten gibt. Diese sind nicht etwa aus verdichtetem Kohlenstoff, sondern aus Quarzsand entstanden. Oder das – nur wenige Meter vom Museum – die verschiedenen Gesteinsarten Granit, Gneis und Sandstein, sehr gut sichtbar, zusammen getroffen sind und damit jedem Vollblut-Geologen vermutlich feuchte Hände verursachen.
Das dieses Granit auch noch über eine gewisse radioaktive Strahlung verfügt – und uns damit noch eine Weile beunruhigen wird – lässt sich sehr schön mit dem vorhandenen Messgerät demonstrieren. Wie eben ein Großteil als Anfass- und Mitmachausstellung konzipiert ist. Es kann ausprobiert, experimentiert, gemalt und gebastelt werden. Die Umsetzung erneuerbarer Energien kann, wie auch archäologisches Entdecken spielerisch erlebt werden.
An den Wochenenden und während der Schulferien wird das noch intensiviert und man kann bspw. bei der Kaimanfütterung zusehen, Schlangen streicheln, Pilze bestimmen oder mit Kartoffeln experimentieren (die Herbstferien heißen Kartoffelferien!).
Dauerkarte dank Flatrate
So etwas wollen unsere Kinder sich – und uns – natürlich nicht entgehen lassen. Fast jedes Wochenende waren wir deshalb für einige Stunden zu Besuch. Wider Erwarten ließ sich auch immer wieder etwas Neues entdecken. Und damit ist nicht die Auslage des Museumscafés oder der Shop gemeint.
Dabei ist der reguläre Eintrittspreis von 125 Kronen für Erwachsene und 60 Kronen für Kinder (ca. 17€/8€) selbst für dänische Verhältnisse hoch. Doch mit einem Trick relativiert sich auch das: mit einem kurzen Hinweis an die Mitarbeiter an der Kasse, verwandelt ein leistungsfähiges Laminiergerät die Tageskarte in eine Dauerkarte für die restliche Saison. Diese dauert immer von April bis Oktober.
In der restlichen Zeit ist das Gebäude zwar geschlossen, doch der Bildungsauftrag ruht deswegen nicht. So kann u.a. die Kita-Gruppe (die Seepferdchen) unseres Sohnes jede Woche einmal dorthin, um Naturgewalten und gewaltige Natur im betreuten Spiel zu erleben.
Auch sonst ist das NaturBornholm eine Insel-Institution. Alles was hier, buchstäblich neu angeschwemmt wird, begutachten die Mitarbeiter. Erst kürzlich entdeckten Fischer den chinesischen Wollhandschaber, der dann im NaturBornholm bestimmt wurde. Möglicherweise sehen wir den bald als Ausstellungsstück. Dann natürlich auch auf einem eigenen Stein.