Der kürzeste Schulweg

Der kürzeste Schulweg

9. März 2021 2 Von Sophie
Die letzten Wochen hatten wir hier im nördlichen Bornholm viel „Familienzeit“. Sehr sehr viel!
Dank Corona hat die Schule nach den Weihnachtsferien gar nicht erst begonnen, sondern wir sind sofort ins Homeschooling gestartet. Die Organisation der Schule war wirklich gut. Gleich ab dem zweiten Tag hatten die Lehrer einen Tagesablauf parat, der nun für die nächsten Wochen auch unserer sein sollte.

Tagesablauf…

Bei unserem großen Sohn sah dieser wie Folgt aus: 8 Uhr einwählen per Videoschalte mit der Klassenlehrerin. Die Hälfte der Klasse war zugeschaltet, die andere Schülergruppe parallel mit dem Mathelehrer. Es wurde eine kleine Geschichte gelesen und dazu Fragen beantwortet. Dann erhielten die Kinder weitere Aufgaben, die sie alleine innerhalb einer Stunde schriftlich bearbeiten sollten. Die Ergebnisse wurde später in Form eines Fotos auf der Schul-Plattform hochgeladen und von der Lehrerin kontrolliert. Dann wurde noch einmal mit der Gruppe per Video telefoniert und die Aufgabe besprochen. Im Anschluss hatten die Kinder eine Stunde Pause, in der die Zeit draußen an der frischen Luft oder auch zum Spielen genutzt wurde.

Ab 11 Uhr begann der selbe Ablauf mit dem Englisch-/ Mathelehrer: Videotelefonie, Aufgaben besprechen, eigenständig erarbeiten, Ergebnisse hochladen und Abschlussbesprechung mit der Gruppe und dem Lehrer. Um 12:30 Uhr war in der Regel der hjemskole-dage zu Ende.

Unser kleiner Sohn hatte glücklicherweise deutlich weniger Bildschirmzeit und arbeitete an seine Tagesaufgaben mit weniger Betreuung der Lehrer. Dadurch war die Einteilung der Aufgaben flexibler und nicht so starr.

Aller Anfang ist schwer…

Das klingt erst einmal gut organisiert und durchdacht. Dennoch ist es den Kindern gar nicht leicht gefallen, ihren Schulalltag plötzlich nach Hause zu verlegen. Ihr Heim, welches sie eigentlich nur als Spiel- und Freizeitort kennen, sollte auf unbestimmte Zeit ein Ort des Lernens und Arbeitens werden. Diese Umstellung war streckenweise holperig, aber nach einer Woche Eingewöhnung war der neue Schulalltag einigermaßnen angenommen.

Auch wir Eltern mussten uns in die neue dauerhafte Viersamkeit inkl. Lernen einleben. Wir hatten ja schließlich keine langen Ferien vor uns. Da es für uns Erwachsenen auch eine ungewohnte Situation war, war der Umfang der Elternbetreuung nicht ganz klar und vielleicht habe gerade ich mich oft ein wenig zu häufig bei der Bearbeitung der Aufgaben miteingebracht. An den Vormittagen war ich von der Rolle der Mutter zum Lehrbetreuer geworden und das war oft schwer. Ich wollte, dass die Jungs ihre Aufgaben ordentlich und pünktlich machen und war sicher nicht immer sehr geduldig mit ihnen. Unterstützen und motivieren, auch mal Tränentrocknen war neben Mathe, Dänisch und Englisch nun unser neuer Alltag. Und ich gebe zu, ich habe auch manchmal eine geometrische Aufgabe übernommen und selbst gezeichnet 😉

Nach all diesen Wochen bewundere ich um so mehr die Ausdauer und die Arbeit der Lehrer und Lehrinnen.

Allein …

Insgesamt war es eine aufschlussreiche gemeinsame, aber auch anstrengende Zeit. Wir haben viel auch nochmal über uns als Familie gelernt. Wo Grenzen sind und wo man einige auch neu stecken musste.

Obwohl wir hier auf einem großen Hof leben, schien manchmal der Platz doch eng und nicht jeder hatte die Möglichkeit sich eigene Räume zu schaffen und auch mal nur für sich zu sein. Auch, weil die Heimschulzeit genau auf die kältesten Wochen des Winters und den Heizungsdefektes und -Einbaus fielen.
So schön es ist, die Familie 24 Stunden um sich zu haben, um so wichtiger scheint es auch, darüber zu sprechen, wie man sich fühlt und auch, wann man einmal eine kleine Pause voneinander braucht.

Zurück zur Schule

Nun hat die Schule mit Präsenzunterricht seit über zwei Wochen wieder begonnen. Die Kinder sind wieder in ihren Klassen und vereint mit ihren Lehrern und Pädagogen. Und wir spürten gleich nach dem ersten Schultag eine Ausgeglichenheit und innere Ruhe bei den Beiden. Wieder gemeinsam mit den Freunden zu lernen, zu spielen und zu toben hat ihnen gefehlt, auch wenn die Kinder es in der Heimschulzeit so nie geäußert hatten.

Vor diesem Hintergrund hoffen also sehr, dass die Schulen geöffnet bleiben können. Und das wird sich in den nächsten Wochen zeigen, denn Bornholm ist aktuell der einzige Ort in Dänemark, an welchem die Schulen und Kindergärten wieder öffnen. Wir stellen sozusagen einen Versuchsort dar, an dem das Infektionsgeschehen mit den offenen Lehreinrichtungen genau beobachtet und danach für das gesamte restliche Land ausgewertet wird. Sollten sich bis Mitte März die Infektionszahlen trotz der wiedervereinten Schülern im Rahmen halten, werden in ganz Dänemark Schulen und Kitas unter Einhaltung der Hygienekonzepte und mit regelmäßigen Schnelltests wiedereröffnet.

Es bleibt also zu hoffen, dass Bornholm weiterhin so geringe Infektionszahlen aufweist, wie in der gesamten Pandemiezeit.