Zum Dansk-Unterricht
Die Transformation vom gefühltem Urlaub zum ernsthaften Alltag gelingt unserem großen Kind als erstes und bringt mit dem Besuch der dänischen Schule Struktur in unser aller Tagesablauf.
Unsere erste Woche auf der Insel fühlte sich noch sehr nach Urlaub und so gar nicht nach neuem Leben an. Das ist jetzt anders. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Besuch unseres Großen in der Schule. Auch für uns ändert sich dadurch nicht nur die morgendliche Zeit des Aufstehens sondern auch die Häufigkeit der Begegnungen mit Einheimischen.
Die Schule liegt nahe der Paradiesbakken in Nexø, der zweitgrößten Stadt Bornholms. Die Schule hat über 500 Schüler und führt von der nullten bis zur neunten Klasse. Alle ausländischen Kinder der gesamten Insel, ohne (ausreichende) dänische Sprachkenntnisse starten ebenfalls an dieser Schule in einer Willkommensklasse, der Modtageklasser.
Per E-Mail hatte ich zuvor schon Kontakt mit der Verantwortlichen aufgenommen und einen Termin für das gemeinsame Kennenlernen vereinbart. Dabei war auch die zukünftige Klassenlehrerin anwesend. Beide erzählten uns einiges über den Unterricht, den Ablauf, Anforderungen und Ziele.
Bis heute habe ich – leider – keine solch unkomplizierte Anmeldung an einer kommunalen Einrichtung erlebt:
Ankommen, Name und Adresse hinterlassen und ersten Schultag festlegen.
In der Willkommensklasse unseres Sohnes sind neben anderen Kindern aus Deutschland, der Ukraine und bis vor kurzem auch noch aus Großbritannien, weitere aus Eritrea und Syrien. Insgesamt bis zu 10 Kinder, alle in der Altersklasse zwischen 6 und 9 Jahre.
Das dänische Schuljahr ist erst eine Woche alt und so bleibt der verpasste Unterricht überschaubar. Ziel ist es offenbar auch nicht, konkrete Inhalte zu vermitteln, sondern darum für den Schulalltag sprachlich fit gemacht zu werden. Da ohnehin nicht absehbar ist, wann die nächsten ausländischen Schüler eintreffen und wie lange der individuelle Bedarf der besonderen Betreuung andauert, besteht eine gewisse Fluktuation in der Klasse.
An der Schule gibt es aber auch noch andere deutsche Kinder, die bereits am regulären Unterricht teilnehmen. In den Hofpausen bleibt also auch noch Raum für weitere Kontakte, die geknüpft werden können. Aber auch einer der Mitschüler aus der Modtagerklasse hat die Patenschaft für unser Kind übernommen. Dieser hat ein Auge darauf, dass das Kind weder sich selbst, noch die anderen ihn in der Schule verlieren.
Der Unterricht beginnt an jedem Wochentag um 7:45 Uhr und dauert exakt sechs Stunden bis 13:45 Uhr. Neben all den Pausen sind es also auch jeden Tag sechs Unterrichtsstunden fällig. Das ist schon eine Umstellung, auch wenn sich nicht jede Stunde wie klassischer Unterricht anfühlt.
Das wichtigste und somit häufigste Fach ist natürlich Dänisch. Der sprachliche Fokus besteht aber auch in Mathematik, Kunst, Musik, Sachkunde (Naturen) und Sport. Nur die Fremdsprache – Englisch – ab der ersten Klasse ist da naturgemäß die Ausnahme. Die zweite Fremdsprache – Deutsch oder Französisch – gibt es ab der fünften Klasse.
Darüberhinaus gibt es noch den Kinderklub (SFO), der quasi dem deutschen Hort entspricht und die Nachmittagsbetreuung übernimmt. Aber auch im regulären Stundenplan taucht dieser auf und bietet dann Zeit für Spielen und Bewegung.
Dort gibt es noch etliche Beschäftigungsmöglichkeiten mit Kochen, Basteln in der Werkstatt, Spielplätze und auch Spielkonsolen (Playstation, Nintendo, ..). Zum Glück gibt es für deren Nutzung einen Reservierungsplan mit konkretem Zeitbudget für jedes Kind.
Dieser Kinderklub ist mit Sicherheit eines der Highlights für unser Kind. Das andere ist der Umstand, dass jeder Schüler von der Schule ein eigenes iPad erhält. Mit leuchtenden Augen und offensichtlichem Besitzerstolz nutzt er nun jeden Tag dieses Tablet, um seine Hausaufgaben anhand interaktiver Übungen darauf zu erledigen.
Wir, die Eltern, freuen uns – bei aller Skepsis gegenüber der frühen Markenprägung – natürlich über den pädagogisch sinnvollen Einsatz moderner Technik. Überhaupt sind wir gerade sehr stolz auf ihn, wie selbstverständlich er seine Mission, sich in fremder Kultur, Umgebung und Sprache zurecht zu finden, meistert.
Es bleibt an uns, jeden Tag die 15 km Fahrt bis zur Schule, dann wieder zurück und am Nachmittag das Gleiche noch einmal, sicher zu stellen. Also gute 60 km täglich, statt der 5 Minuten Fußweg aus deutschen Vorzeiten. Doch selbst dafür scheint es eine Lösung zu geben.
Als Schüler in der Willkommensklasse gibt es eine kostenlose Fahrkarte für den Schulbus, damit das Kind von überall auf der Insel zum Unterricht kommt. Wir wohnen jedoch soweit abseits von jeglicher Schulbusroute, dass auch die Strecke zum Schulbus, nicht ohne Auto zu bewerkstelligen ist. Damit die schulische Integration nicht daran scheitert, gibt es im nächsten Schritt, die Option auf ein Taxi, mit dem das Kind abgeholt und nach Hause gebracht wird. Da wir ihn aber derzeit sowieso mit dem Auto bringen, wird die Kommune wohl uns – und nicht das Taxi – dafür bezahlen, dass wir diesen Dienst übernehmen.