Ausgeben oder aufgeben?

Ausgeben oder aufgeben?

8. Juni 2020 4 Von Holm Bourne

Während Corona endlich nicht mehr das alles beherrschende Thema zu sein scheint, tun sich neue Herausforderungen auf. Diese betrifft vor allem unsere weitere Unterkunft auf der Insel. Und wie allen Problemen, unerwartet oder absehbar, die erneute Frage wie wir damit umgehen. Durchbeißen oder zurück oder nach Deutschland?

In unserem aktuellen Mietvertrag für die Ferienwohnung, die wir ja vor allem außerhalb der Saison bewohnen, ist vereinbart, dass wir während der Hauptreisesaison in eine der kleineren Ferienwohnungen umziehen. Das war die Vereinbarung auf die wir uns eingestellt hatten. Doch knapp einen Monat vor dem entsprechenden Termin erfuhren wir von unseren Vermietern, fast beiläufig, dass alle Ferienwohnungen vermietet seien und wir bitteschön rechtzeitig daran denken sollten, die Wohnung freizumachen.

Es dauerte einige Minuten bis wir die Tragweite dieser Nachricht und den dazugehörigen Schock verinnerlicht hatten. Es ist fast naiv, darauf zu hoffen, so kurzfristig eine bezahlbare, möblierte Wohnung zu finden. Die Sehnsucht nach Urlaub hat gerade hier dazu geführt, dass sämtliche Ferienhäuser ausgebucht sind. Es scheint also eine intensive Saison zu werden, wenngleich auch nur für wenige Wochen.

Jene sechs Wochen, die wir nun anderweitig füllen müssen. Der erste Gedanke, und der vermutlich einfachste, war, die Sachen zu packen und nach Deutschland zu fahren. Mittlerweile würde eine PKW-Ladung nicht mehr ausreichen, alles mit einmal zu transportieren. Wir würden also noch Sachen verkaufen, verschenken, unterstellen oder richtiggehend als Umzug transportieren müssen. Aber würden wir dann überhaupt wieder nach Bornholm zurückkehren? Es gibt ja keinen echten Job oder andere Verpflichtungen, denen wir hier nachkommen müssten. Lediglich das gute Gefühl, sich am wahrscheinlich bestmöglichen Platz in diesen Zeiten eingerichtet zu haben und den Kindern den idealen Platz zum Aufwachsen zu bieten.

Das kommt nicht in die Zuckertüte

Hinzu kommt dass die Einschulung unseres Jüngsten ebenfalls in genau diese Zeit fällt, in der wir dann nicht hier wären. Es gibt schon keine Einschulungszeremonie in Dänemark, so wie man es in Deutschland kennt. Der erste Schultag ist eben „nur“ der erste Schultag (wahrscheinlich ähnlich wie der erste Tag in einer neuen Firma). Umso wichtiger erscheint es uns, dass es als super-integriertes Kita-Kind auch mit seinen Freunden zusammen in die Schule kommt.

Es bleibt also noch eine dritte Variante, der wir gerade nachgehen. Endlich eine eigene Immobilie anzuschaffen. Ein paar Mal waren wir bereits so weit und die vergleichsweise niedrigen Preise auf Bornholm lassen uns so eine Entscheidung leichtfertiger treffen, als es in Deutschland der Fall wäre. Doch auch damit sind wir offensichtlich nicht die einzigen. Es gab bereits Häuser bei denen wir als einer von vielen ein Gebot abgaben in der Hoffnung, es möge das Höchste sein (doch leider nicht!). Andere Anwesen hatten sich bis in unseren Bereich ernst zunehmender Objekte vorgearbeitet. Nur um dann an unseren Ansprüchen an gesundes Wohnen ohne Totalsanierung, zu scheitern.

Platz da! Oder dort?

Doch es ist möglicherweise unser einziger Weg, das Leben auf der Insel zu gewährleisten. Den Hauskauf hatten wir ohnehin geplant, doch wollten wir uns dafür Zeit lassen und nicht das Erst- oder Nächstbeste kaufen (müssen). Und was würde bei einer Rückkehr nach Deutschland passieren? Ist das wie die oft gehörte „Abschiebung ins Heimatland“ in welches man sich zurück integrieren müsste? Was sollten wir dort machen? Finden wir jemals ein anderes Auswanderungsziel, dass uns die gleichen oder bessere Rahmenbedingungen bietet?

Viele Fragen, die wir gar nicht beantworten können und es trotzdem versuchen, während wir – quasi nebenbei – Häuser besichtigen, Finanzierungen durchrechnen und hypothetische Umzüge planen. Schon in einer Woche soll die Grenze nach Deutschland geöffnet werden, die Fähre ist so gut wie ausgebucht und zwischen alldem suchen wir unseren Platz im Leben und auf Bornholm.