Rund um Stammershalle

Rund um Stammershalle

31. Mai 2020 0 Von Holm Bourne

Seit der auffälligen, zweifelhaften Karriere eines gewissen Corona-Virus lernen wir regelmäßig neue Frischluft-Ausflugsziele auf Bornholm kennen. Diesmal das alte Badehotel Stammershalle bei Gudhjem und seine Umgebung.

In den ersten Wochen unseres neuen Lebens auf Bornholm, haben wir das innige Verhältnis der Bio-Bornholmer zu den Naturgewalten noch mit Befremden aufgenommen. Daran hat sich jetzt nur wenig geändert. Immerhin starren wir nicht mehr völlig entgeistert zu jenen Radfahrern, die auch bei einstelligen Plusgraden und Sturmtiefs, nur mit T-Shirt und Shorts über Land radeln.

Mittlerweile passiert es immer häufiger, dass selbst unsere Kinder von sich aus sagen, doch nun bitte draußen spielen zu wollen bzw. noch länger draußen zu bleiben. Das kann natürlich auch am Wetter liegen, denn auch der Frühling erlebt gerade eine Reproduktionsrate oberhalb des Wertes 1. Da trifft es sich ganz gut, dass wir unseren wöchentlichen Dänischkurs an den Hotspots der Bornholmer Kul- und Natur abhalten.

Der Spaziergang rund um das Badehotel Stammershalle im Nordosten der Insel wird im „Köchelverzeichnis“ der 367 Wandertouren durch die Bornholmer Natur als populärer Sonntagsausflug aufgeführt. Zwischen der Klippenküste auf der einen Seite und dem verwunschenen Wäldchen auf der anderen, bricht sich die Uferstraße bahn.

Landmarke Bärenmarke

Das markante Hotel bietet einen Parkplatz und wenn es wieder geöffnet sein sollte, vermutlich auch einen Rastplatz. Bis dahin begnügen wir uns mit einem kurzen Blick auf die Renovierungsarbeiten, um uns sofort wieder dem Meer zu zuwenden. Im benachbarten Wäldchen, südlich vom Hotel, soll es ein altes Gehege geben, in dem vor Urzeiten tatsächlich Bären (dänisch: bjørn) gehalten wurden. Wir entdecken dieses dann auch, zugewuchert und halbverfallen, und können uns gut vorstellen, wie Badegäste zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, dies als schönstes Ferienerlebnis in ihren Tagebüchern verewigt haben.

Die einzigen Bären, die wir heute noch hier entdecken, heißen mit Nachnamen Lauch. Deren Auftreten in riesigen Rudeln, wird von unseren Kindern sogleich dezimiert, um ihn später als Sandwich-Beilage zu verwirklichen.

Im Frühling gibt es noch weitere florale Phänomene. Was von weitem aussieht, wie gleichmäßig verstreute Gänseblümchen auf Waldboden, sind Anemonen. Der Stolz und das Selbstbewusstsein Bornholmer Botaniker stützt sich auf das Vorhandensein aller bekannter fünf Farbnuancen. Davon ist die Blütenfarbe blassblau exklusiv nur hier anzutreffen.

Mehr blass als blau, trotzdem die blassblaue Anemone

Dazwischen befindet sich auch immer wieder eine mittelalterliche Grabstätte aus Findlingen aller Größen. Zurecht geschobene Steine in der Form eines Schiffes oder einfach nur aufeinander gestapelt. Interessanter erscheint uns jedoch gerade die Wiese mit blühendem Löwenzahn. Wenige Tage zuvor entdeckten wir ein Rezept für sogenannten „Hummelhonig“ und genau dafür brauchten wir noch 200 Löwenzahn-Blüten.