Oster-Eiland

Oster-Eiland

12. April 2020 1 Von Holm Bourne

Können Hasen bei Hühnern hamstern? Und wenn ja, haben sie es in den letzten Tagen getan?
Die große Osterüberraschung ist jedoch die daran anschließende Rückkehr zu einer gewissen Normalität. Überraschend früh.

Die winterbedingte Quarantäne auf der Insel wurde durch den Corona-Virus außerplanmäßig verlängert. In der allgemeinen Wahrnehmung änderte sich also nur wenig durch die jüngsten Bestimmungen zur Eindämmung des Virus. Einzig die erwachende Natur und der anhaltende Sonnenschein von Vor-dem-Aufstehen bis weit nach Abendessen will so gar nicht dazu passen. Denn eigentlich müssten die Straßen schon längst stark frequentiert werden von Autos mit ausländischen Nummernschildern.

Was für den Tourismus ein Riesenproblem zu werden droht, ist für uns der erste Frühling auf Bornholm. Schon längst keine Besucher mehr, aber auch noch nicht richtig angekommen, bremst uns der gefühlte Dauerurlaub in unserem Weiterkommen aus. Durch das unfreiwillige Homeschooling haben wir vielleicht noch etwas mehr gemeinsam, mit den vielen anderen Eltern, die genau deswegen auch hier sind. Immerhin können wir durch den heimischen Unterricht den Ausfall unseres eigenen Dänisch-Kurses noch etwas kompensieren.

Ein Hauch endloser Ferien

Die Nachmittage bleiben dann der Frischluft vorbehalten. Selbst ohne Ausgangsbeschränkungen besteht auf dem Gehöft hier nur wenig Gelegenheit sich in größeren Gruppen zusammenzurotten. Wenn wir Ausflüge in den nahe gelegenen Allinge-Wald – immerhin fünftgrößter Wald Dänemarks – unternehmen, begegnen uns selten ein paar Reiter, die aber schon wegen des Höhenunterschiedes und unserer respektablen Distanz zu den Pferden jeden Sicherheitsabstand großzügig einhalten.

Allingewald
wie einst bei Ronja Räubertochter – der Frühlingsschrei

Oft bleiben wir aber nur auf dem Hof. Die Kinder spielen mit den Tieren – vielleicht ist es aber auch andersrum. Wir Großen genießen den Müßiggang, wie wir ihn zuletzt nur aus den ersten eigenen Schulferien zu erinnern vermögen. Ganz rastlos sind aber selbst wir nicht und so haben unsere Vermieter jetzt einen neuen Zaun an der Koppel, ein neues Hochbeet und bald auch eine sprießende Wiese hinterm Stall.

Diese kreative Unruhe würden wir allerdings lieber in unsere eigene Heimstatt einbringen, die jedoch noch nicht zu uns gefunden hat. In den letzten Wochen ist uns deutlich geworden, dass Bornholm unser bevorzugter Platz zum Leben sein soll. Nicht optimal, aber die bisher beste verfügbare Option. Selbst wenn, wie jetzt, die weitere Perspektive für uns unklar erscheint. Die Möglichkeit in der kommenden Touristensaison hier zu arbeiten hat sich für uns umständehalber erledigt. Hier trotzdem ein eigenes Haus mit Hof zu finden und sich auch leisten zu können, dürfte noch einmal eine ganz andere Form von Kreativität erfordern.

Ihr Kinderlein kommet… zuerst

Doch langsam deutet sich so etwas wie eine Rückkehr zur klassischen Normalität an. Dänemark war eines der ersten Länder, in dem Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion konsequent umgesetzt wurden. Nun soll es natürlich(?) auch eines der ersten sein, in dem Lockerungen umgesetzt werden. Schon kurz nach Ostern sollen die Kindergärten und die Grundschulen wieder geöffnet werden.


Auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise gab es 50 getestete Corona-Infizierte auf Bornholm, wovon eine Person gestorben ist. Die Corona-Station im Krankenhaus ist inzwischen wieder geschlossen, da die ernsten Fälle nach Kopenhagen verlegt wurden und die anderen sich in häuslicher Quarantäne befinden.
(laut Bornholms Tidende)


Wir – wie auch andere Eltern – sehen das jedoch sehr skeptisch. Auch wenn die Jüngsten offenbar das geringste Infektionsrisiko haben, so gibt es aber auch ältere Mitarbeiter in den Einrichtungen und das Risiko ohne Symptome trotzdem Überträger zu sein, ist nicht widerlegt. Einige Stimmen sprechen hier bereits von Versuchskaninchen für eine mögliche „Durchseuchung“ bzw. Immunisierung. Hintergründig scheint es auch eher darum zu gehen, die Eltern von der „Last“ der Kinderbetreuung zu befreien um das gebundene „Humankapital“ für das brachliegende Wirtschaftswachstum zu nutzen.

Brot
Brot selber backen – unser „Pan de Mie“

Wie so oft ist das alles aber noch nicht so richtig zu Ende gedacht und auch das Kita-Personal mahnt zur Gelassenheit, denn in den wenigen verbleibenden Tagen, könne sich noch so Vieles ändern. Wer weiß, welches Osterei sich dahinter verbirgt.
Wir nehmen uns das weitestgehend zu Herzen. Was bleibt uns anderes übrig? Der Kühlschrank ist voll, die Wäsche sauber und der Kopf voller Ideen. Es gibt noch so viele Rezepte auszuprobieren, Bücher zu lesen und Häuser anzuschauen …

An dieser Stelle an alle Leser, Freunde und Familie – trotz allem und gerade in diesen Zeiten – ein schönes, entspanntes und gesundes Osterfest!

Chips
Oster-Produkte aus Dänemark – Kartoffelchips in der Geschmacksrichtung OSTEREJER