Malmö betrachtet

Malmö betrachtet

6. Februar 2020 3 Von Holm Bourne

Falls der langjährige Großstädter auf der Ostseeinsel einmal Entzugserscheinungen verspüren sollte, kann Malmö Abhilfe verschaffen.

Unser Großstadtleben wurde mit dem Umzug nach Bornholm schlagartig beendet. Da fragt man sich manchmal, wie das eigentlich so war. Damals, in der Großstadt. Bevor wir uns damit in diffusen Erinnerungen verlieren, packen wir den kleinen Koffer und machen uns auf in die naheliegendste Großstadt, die diese Bezeichnung verdient.

Malmö, immerhin Schwedens drittgrößte Stadt ist relativ schnell zu erreichen. In gut zwei Stunden, wovon man die Hälfte der Zeit in einem Sitz auf der Fähre verbringt, ist man dort. Die Fähre von Rønne nach Ystad setzt jeden Tag mehrfach über. Das Schiff ist etwas kleiner und schneller als auf der Sassnitz-Route, damit auch empfänglicher für die Auswirkungen heftigen Seegangs. Unser Ausflug begann deswegen auch mit wimmernden Kindern und gelegentlicher Abfüllung dieser beschichteten Papiertüten.

Hat man dann aber wieder festen Boden unter den Füßen, kommt man in kurzer Zeit über die Autobahn nach Malmö. Eine Stadt mit der wir spontan erstmal gar nichts verbinden konnten. Angeblich soll es hier eine hohe Kriminalitätsrate geben, wovon wir vor Ort allerdings auch nichts mitbekommen haben.

Zum anderen befindet sich in unmittelbarer Nähe die Öresund-Brucke, die über acht Kilometer lange Verbindung nach Dänemark, weshalb man auch gleich noch Kopenhagen ansteuern könnte. Doch das ist diesmal nicht unser Ziel und wir begnügen uns mit dem Ausblick dieses Bauwerks.

Sau-nah, doch saukalt

Unser Hotel liegt am Rande des Stadtzentrums, gleich neben einer – leider nur ehemaligen – Schokoladenfabrik. Wir hatten eine kleine Suite mit zwei Doppelbetten und einer Kochnische reserviert. Die Kinder würdigten aber vor allem die beiden funktionierenden Fernseher, während die Eltern sich von der eigenen Sauna, gleich neben dem großen Bad faszinieren ließen. Leider hat es diese Sauna während des gesamten Aufenthaltes nicht geschafft, eine Temperatur zu erzeugen, die spürbar über jener, der übrigen Räume gelegen hätte.

Dank eines nächtlichen Feueralarms, ausgelöst von einem nachttoastenden Hotelgast, kam sogar noch ein Hauch von Erlebnisurlaub auf. Auch wenn es keinen Rauch oder Flammen gab, der penetrante Dauerton erfüllte seinen Zweck. Als ungeplante Pyjama-Party trafen sich sodann die Hotelgäste in der Lobby um die Ankunft der Feuerwehr abzuwarten. Statt dieser kam aber nur ein Sicherheitsdienst, der den Alarm wieder abstellte.

Quasi von der Türkante des Hotels stolperten wir tagsüber durch ein Stadtviertel, das genauso gut als ein Mix aus Scheunenviertel und Bergmann-Kietz durchgegangen wäre. Also alles wie Berlin. Inklusive seiner hipster-esken Bewohner. Berlin ist scheinbar – fast – überall.

Spaziergang

So gab es auch nicht wirklich viel Neues für uns zu entdecken. Berlin, auch wenn dieses in Schweden liegt, kennen wir ja ausgiebig. Nicht einmal die fremden Sprachen um uns herum, konnten daran etwas ändern. Das Gute aber war, dass wir fast traumwandlerisch zielsicher umher streifen konnten. In den Straßen mit den klassischen Mehrfamilienhäusern fanden wir die Handyläden, chicen Einrichtungshäuser, Café- und Fastfoodketten und exotischere Imbisse wieder.

Schwedenhäppchen

Mhhhh, Essen! Nach wochenlanger, doch unbewusster Entbehrung, gab es endlich wieder indisches Essen. In zig Varianten und von ebenso vielen Anbietern. Essen gehen in Bornholm ist nicht nur relativ teuer, sicher auch gut, aber vor allem ziemlich überschaubar. Dabei ist indisches Essen längst nicht mehr sooo exotisch, wie dessen Geschmack selbst. Höchstens noch auf kleinen Inseln in der Ostsee. Doch ich schweife ab…

Ansonsten gab es die obligatorische Stadterkundung, durch Parks, alte Stadtviertel und die Küste, die quasi vor der Haustür liegt. Dabei offenbart sich bei schönem Wetter der Blick auf die Öresundbrücke und auch auf das alles überragende Hochaus von Malmö, „Turning Torso“. Damit hatten wir das Offensichtliche schon durch. Vielleicht lag es am noch jungen Jahr, doch statt möglicher Museumsbesuche, lag uns die warme Tasse Kakao und ein Stück schwedischen Kuchens (kaka) dann doch näher.

Hochhaus Malmö

Viele Bornholmer, die Sehnsucht nach einer Großstadt verspüren, sind hier gut aufgehoben. Wer es nicht auf Designermöbel und ähnliches abgesehen hat, kommt aber auch her, weil sich hier der nächste IKEA befindet. Nostalgiker können aber auch etwas weiter landeinwärts ins schwedische, das Heiligtum selbst, das erste IKEA-Haus, zelebrieren.

Da das Angebot der Bornholmer Kaufhallen nach einigen Zeit nicht mehr sehr abwechslungsreich ist, nutzten wir die Gelegenheit, noch mal schwedische Läden zu durchstöbern. Auf der Rückfahrt war unser Kofferraum vor allem mit Lebensmitteln gefüllt. Wie eigentlich bei fast jeder Rückkehr nach Bornholm.