Eine Nummer für alle Fälle

Eine Nummer für alle Fälle

10. Dezember 2019 0 Von Holm Bourne

Sie ist der Schlüssel zum Leben in Dänemark und somit unentbehrlich. Die CPR-Nummer kann Türen öffnen, selbst dort, wo man keine erwartet hätte.

„Jeder EU-Bürger kann sich innerhalb der europäischen Union niederlassen, wo er möchte.“ So oder ähnlich erklingt der Widerhall, wenn man sich die Vorteile der praktizierten EU ins Gedächtnis rufen will. Gemeint ist damit die sogenannte Freizügigkeit. Was für mich eher nach FKK-Strand als nach Ein- und Auswanderung klingt, regelt ein umfassendes Gesetz, das wesentlich komplexer formuliert ist, als der eingangs erwähnte Leitsatz.

Unbekümmert und mit EU-Pässen in der Tasche machten wir uns auf den Weg in ein anderes EU-Land: Dänemark. Hier wollten wir uns niederlassen mit der festen Überzeugung, dass es nicht viel komplizierter sein dürfte, als von Potsdam nach Schwerin zu ziehen. Von der Sprache mal abgesehen.

Doch ganz so leicht ist es dann doch nicht. Dänemark ist ein Zuwanderungsland. Ähnlich wie Deutschland hat es auch mit einer älter werdenden Bevölkerung und erheblichen Fachkräftemangel zu kämpfen. Dessen ist man sich bewusst und wirbt auch sehr engagiert Zuzügler an. Trotzdem gibt es eine Einlasskontrolle, die es in sich hat, was sich auch gut an der überschaubaren Anzahl an Flüchtlingen erkennen lässt.

Digitale Bürokratie

Nachdem also sämtliche Kisten ausgepackt waren und äußerst motiviert durch die unkomplizierte Anmeldung in der Schule, suchten wir die Einwohnermeldestelle, den borgerservice auf, um uns anzumelden. Nach nur sehr kurzer Wartezeit, wurde uns ein Formular in die Hand gedrückt, das wir mit Name, Geburtsdatum und unserer dänischen Adresse auszufüllen hatten. Noch eine Kopie vom Pass und fertig. Eine Woche später sollte die Bestätigung im Briefkasten liegen.

Anmerkung: Bei dieser Anmeldung legt man sich auch gleich auf den zuständigen Hausarzt für die Familie fest, der in allen Angelegenheiten (abgesehen von Notfällen und Zahnbehandlungen) zuerst aufzusuchen ist, und dann ggf. erst weiter überweist.

Aussuchen bedeutet in diesem Fall auch nur aus einer kleinen Liste mit Ärzten, die noch freie Kapazitäten haben. Das kann dann, wie bei uns, auch erst in der nächsten (oder übernächsten) Stadt sein.

Statt dieses Briefes erhielten wir jedoch einen Anruf. Leider, leider, neue Gesetze und Regelungen zwingen sie – vor allem aber uns – noch die Bestätigung der Ausländerbehörde, kurz SIRI, einzuholen. Erst nach deren Zustimmung könnten wir in Dänemark angemeldet werden.

Bürgeramt
Erst die Wartenummer, dann die CPR-Nummer

Kann sich Dänemark uns leisten?

Laut SIRI und damit auch im Einklang mit dem bereits erwähnten EU-Gesetz gibt es drei Möglichkeiten, als EU- auch vollwertiger Bürger Dänemarks zu werden:

  • ein gültiger Arbeitsvertrag mit einem relevanten Einkommen in Dänemark liegt vor,
  • man ist selbständig und das gut laufende Geschäft kommt gleich mit nach Dänemark oder
  • man ist ausreichend reich

Die ersten beiden Punkte konnten wir ganz objektiv schon einmal nicht erfüllen. Und auch beim Dritten sah es nach unserer subjektiven Einschätzung eher mau aus. Dennoch reichten wir unsere Anträge, mit wahrhaftigen Angaben und garniert mit frisch geknipsten Passbildern, ein. Die offizielle Bearbeitungszeit war mit einer Woche angegeben…

Prinzipiell kann man sich auch ohne CPR-Nummer (Centrale Personregister) in Dänemark niederlassen. Vorübergehend. Zum Arbeiten würde eine Steuernummer genügen und selbst diese ist entbehrlich, wenn man pauschal den Höchststeuersatz zahlen möchte. Doch in der dänisch digitalisierten Verwaltung ist diese CPR-Nummer der Schlüssel zum öffentlichen Leben. Kein Handyvertrag, kein Bankkonto, keine Auto-Anmeldung, kein Bibliotheksausweis ohne diese Karte. Nicht zu vergessen, die staatliche, steuerfinanzierte Krankenversicherung die mit der Registrierung verbunden ist. Und ganz zu schweigen von Rente, Kindergarten, usw.

Wir sind drin

Nach einigen Rückfragen beim Bürgerservice und bei Siri, sowie zwei Monaten Warterei hatten wir dann tatsächlich die Genehmigung erhalten uns hier niederlassen und die Sozialversicherung mitbenutzen zu dürfen. Ab da waren es tatsächlich nur noch ein paar Tage, bis wir auch die entsprechende gelb-weiße Karte in den Händen hielten.

Nachdem ich also schon mal eine Personenkennzahl hatte, später eine Steuernummer erhielt, dürfte die dänische CPR-Nummer die universellste Variante sein, das Individuum in ein System staatlicher Verwaltung einzuordnen. Was so dystopisch klingt, muss gar nicht schlecht für den Einzelnen sein, man sollte sich dessen aber bewusst sein. Dänemark ist vielen Bereichen sehr transparent. Es ermöglicht viele Einblicke und die Kontrolle der Bürger über Staat und Verwaltung geht sehr weit. Andersrum allerdings auch.

Bis heute ist es uns schleierhaft, was dafür ausschlaggebend gewesen ist, uns einbürgern zu lassen. Ein Erklärungsversuch könnte das ambitionierte Ziel Bornholms sein, die Bevölkerung hier in den kommenden Jahren um über 2.000 Menschen zu vergrößern.

Und dann genügt es vielleicht, wenn man schon den Antrag richtig ausgefüllt hat. Wobei …? Vielleicht lag es aber einfach nur an unseren Fotos.