Cola-Schwein und Honigschnaps
Auf der Ostsee-Insel Wein anzubauen galt schon als gewagt, doch das Weingut Lille Gadegård hat sich zu einer festen Größe gemausert und beschränkt sich nicht nur auf Wein.
Øffe ist tot – so hieß es vergangene Woche in der Lokalzeitung. Øffe war ein Schwein und vorgeblich eine der Attraktionen auf dem einzigen Bornholmer Weingut. Sein Besitzer, Jesper Paulsen, ist jedoch nicht nur dafür bekannt. Vor einigen Jahren soll er sich in den Kopf gesetzt haben den sonnenreichsten Standort Dänemarks in eben dieses Weinanbaugebiet zu verwandeln.
Weinverkostung und Verkauf
Jede Woche – auch jetzt außerhalb der Saison noch – kommen ganze Reisebusse voller Gäste. Bei Live-Musik und deftigem Grillgut wollen die gereiften Ergebnisse der letztjährigen Weinlesen verkostet und verdaut werden. Direkt neben dem Ausschank lässt es sich den Rebstöcken dann wunderbar beim Wachsen zusehen.
Auch wenn der diesjährige Rotwein, der Pinot Noir, wohl dem Mehltau zum Opfer fallen wird, bleiben noch ein paar Tonnen für den Weißwein. Die Geschäfte laufen sehr gut; es soll Jahrgänge gegeben haben für die sich die Insulaner in einen kilometerlangen Autostau eingereiht hätten um noch eine Flasche zu erhalten.
Neben Wein und fester Nahrung wurde das Sortiment aber auch noch erweitert. Es reicht mittlerweile über diverse Obstbrände, Fruchtweine, Brandy und Whisky bis hin zu einem angeblichen Bornholmer Spezial: Honigschnaps. Was diesen von dem Honigschnaps anderer Gegenden, die ihn ebenfalls als lokale Spezialität vermarkten, unterscheiden soll, blieb uns bisher verborgen.
Da unser Wissen und unsere Erfahrung mit alkoholischen Getränken eher theoretischer Natur ist, hatten wir andere Schwerpunkte bei unserem Besuch auf dem Hof. Neben den Weinstöcken konnte man auch die entsprechende Erntemaschine anschauen. Viel spannender waren allerdings die Tiere auf dem Hof.
Seine kleine Farm
Die Hühner laufen ganz zielstrebig auf dem Gelände umher und sind wohl auch für die Düngung zuständig. Hin und wieder besuchen sie die Hasen in ihren Ställen oder umkreisen ehrfürchtig die anwesenden Pfauen. Auf einem extra angelegten, recht großzügigen Bereich bewegen sich dann Enten, Gänse und Schweine in harmonischer Eintracht.
Eines dieser Schweine war Øffe, das Cola-Schwein. Rin erheblicher Teil der Besucher dürfte auch deswegen gekommen zu sein, um zu sehen wie der Bauer ihm jedes mal eine kleine Flasche Cola spendierte.
Obwohl es schon vor einiger Zeit auf zuckerfreie Cola umgestellt wurde, besteht wenig Zweifel an der tödlichen Wirkung dieser Nahrungsergänzung. Den zukünftigen Generationen der Cola-Schweine soll daher die doppelte Distanz zwischen Trog und Futterplatz zugemutet werden, um eventuellen Bewegungsmangel vorzubeugen.
Nachdem schon das Cola-Huhn zu gewisser Berühmtheit, wenn auch nur post-mortem, gelangte, wäre es vielleicht spannend gewesen, ein Cola-Schwein zu verkosten. Doch das muss warten: Øffe wurde – im Ganzen – zu Fusse des Kirschbaums bestattet.
Wie sich das auf die Kirschen auswirkt, bleibt abzuwarten.